vor 1926
Vorgeschichte & erste Pläne
Leipzig galt seit je her als teurer Marktplatz. Der Grund war unter anderem in dem nicht vorhandenen Anschluß an das deutsche Wasserstraßennetz. Die kleinen Flußläufe von weißer Elster und Luppe wurden zwar von kleinen Ausflugsschiffen befahren, waren aber nicht von Lastkähnen nutzbar und so entstanden schon frühzeitig Pläne für einen Kanalbau von/nach Leipzig.
Aus historischer Sicht ist es wichtig, die folgenden einzelnen Kanalprojekte sauber voneinander zu trennen. Denn je nach planende Firma bzw. Person sind die Pläne sehr unterschiedlich.
Lange wurde der direkte Weg zur Elbe gesucht, dabei entstanden u.a. folgende Trassenpläne ->
Leipzig - (Eilenburg) - Torgau
Leipzig - (Bitterfeld) - Dessau Wallwitzhafen
Leipzig - (Halle - Köthen) - Aken
Leipzig - (Wurzen) - Riesa
Alle diese Kanalvarianten hatten massive Nachteile. So waren diese Kanäle sehr lang, benötigten eine Vielzahl von aufwändigen Kunstbauten und die Wasserhaltung in den Kanälen war aufwendig und kostspielig. So wundert es nicht, das von diesen Plänen nicht ein einziger umgesetzt wurde.
Karl Heines Vision
Neben anderen Mitstreitern erkannte Karl Heine die Nähe zur Saale und arbeitete Pläne für einen Kanal von Leipzig westwärts zur Saale aus. Entgegen seinen Zeitgenossen verfügte er über das nötige Kapital, um seinen Plänen auch tatsächlich Taten folgen zu lassen. So begann er im Jahr 1856 in Leipzig-Plagwitz mit dem Bau eines Kanals auf eigene Kosten. Die Einweihung des ersten Kanalabschnittes erfolgte am 25. Juni 1864. In den nächsten 24 Jahren bis zu seinem Tot wurde der Karl-Heine-Kanal bis zum heutigen Ende weiter gebaut, erreichte aber dabei nur den damaligen Stadtrand von Leipzig.
Westend Baugesellschaft
Nach dem Tot von Karl Heine im Jahr 1888 führte die noch von ihm gegründete Westend Baugesellschaft die Geschäfte weiter. Da der führende Kopf nun fehlte, wurde der Kanalbau nicht mehr so in den Vordergrund gestellt. Der Kanalbau trat in der Bedeutung zurück und man beschränkte sich auf den Kiesabbau in Leipzig-Lindenau. Seit 1898 endet der Karl-Heine-Kanal an der Lützner Straße mit der Luisenbrücke.
Paul Goetz - 1893
Aufbauend auf einen Planungsentwurf des Kgl. Sächs. Finanzministerium aus dem Jahr 1891 überarbeitete der Regierungs-Baumeister Paul Goetz die vorliegenden Pläne und übergab im Jahr 1893 seinen Plan für einen Kanal von Leipzig nach Creypau. Die von ihm gewählte Trasse zweigte bei Creypau von der Saale ab und sollte beim Dorf Wüsteneutzsch mittels eines Hebewerkes (!) die obere Kanalhaltung erreichen. Weiter sollte der Kanal den topografischen Gegebenheiten folgen und in zahlreichen Kurven sowie ohne größere Dämme den Stadtrand von Leipzig erreichen. Hier war der Anschluß an den unvollendeten Karl-Heine-Kanal vorgesehen. Der Kanal sollte ein Länge von 24 Kilometer haben und als Bauzeit waren drei Jahre angesetzt.
Leider blieb es nur bei diesen ausgearbeiteten Plänen, es folgten keine Bautätigkeiten.
Havestadt & Contag
Das Planungsbüro Havestadt & Contag mit Sitz in Berlin erstellte zahlreiche Entwürfe für eine Kanalisierung der Saale und auch für einen Saale-Elster-Kanal. Für letzteren wurden fertige Pläne u.a. in den Jahren 1910 und 1918 erarbeitet. Nach den Plänen von Havestadt & Contag (1910) sollte der Kanal bei Rössen von der Saale abzweigen und im Tal der Luppe schließlich Leipzig erreichen. Zur Überwindung des Höhenunterschiedes sollten fünf Schleusen errichtet werden. Geringfügig wurden die Planungen von 1918 abgeändert, nun sollte der Kanal bei Creypau beginnen. Parlamentarische Streitigkeiten, Inflationszeit und Weltwirtschaftskriese verhinderten auch diesen Kanalbau.